Clochemerle - auf westfälisch

 

Offenheit und Transparenz prägen in diesen Bereichen das Konzept. Die ehemals teilweise kleinteiligen unübersichtlichen Freiräume, vor allem im Bereich der Pavillons, verhindern diese Offenheit. Mit dem Abbruch der Pavillons und der Neuordnung der Funktionen auf den Flächen bietet sich die Möglichkeit der Stadt ihre Großzügigkeit zurückzugeben und angstfreie öffentliche Räume zu schaffen.

Wenn Sprache mit stolz geschwelltem Brustton von Eigentlichkeit daherkommt und in  pathetischem Ton alte Werte beschwört, beleibt mir als Leser nur die Möglichkeit, dies entweder als politische Satire zu begreifen oder mich daran zu machen, die Hintergründe sprachlicher Fehlleistungen zu beleuchten mit einem Arsenal von psychoanalytischem Besteck. Dabei geht es  um die Aufdeckung verdrängter Lügen, den Nachweis von unbewusst empfundener Peinlichkeit, darum, dass verdeckt werden soll, was doch bald so offenkundig werden muss.

Was denn nun sollen die Begriffe von „Offenheit und Transparenz eines Konzeptes“ prägen? Ist es eine unbewusste Sehnsucht nach frühkindlicher, kleinteiliger Heimeligkeit, die an Fachwerkromantik  erinnern könnte, die bekämpft und abgebrochen werden muss wie alte Pavillons, zugunsten eines neuen Konzeptes in dem Leere als Offenheit verkauft wird. Hier wird  mit Abbruch, mit angeekeltem Abwenden von jeglicher Unübersichtlichkeit geahndet, verfolgt und bekämpft!

Da werden Begriffe so groß und bedeutungsschwanger aufgeboten, die ein "Raumkonzept" prägen, dass „der Stadt ihre Großzügigkeit“ zurückgegeben werden müsse: Nein, ich halte das nicht für postmodernes Architekten Kauderwelsch sondern es entlarvt sich als Ausbruch derselben Angst, es könne bekannt, offenbar werden, was zu verdrängen ist:

Es geht  nämlich nur um die verbale Begründung eines   zu groß geratenen Parkplatzes. Eine Umbaumaßnahme, deren Größe mangelndem Konzept geschuldet ist, und die sich gerne dem Locken eines Konzerns  und seinen Akzeptanzvoraussetzungen beugt für den Umzug in ein ansonsten unattraktives Gebäude. „Wenn die nur dann kommen, falls 200 ebenerdige Parkplätze nachgewiesen werden, dann weisen wir diese Parkplätze doch einfach nach“: Man muss eben auch Kompromisse eingehen können, man muss dann ja nur noch diesen Parkplatz verkaufen als etwas Großzügiges, was zwischenzeitlich offenbar verloren war und endlich der Bevölkerung wieder einen „angstfreien Raum“ spenden.

Ob eine solche Interpretation diesem Text der Sitzungsvorlage des Jugendhilfeausschusses

(Drucksachen Nr 0994-07 vom 10.10.2008) gegenüber angemessen ist, kann erst der weitere Verlauf der Dinge zeigen- heutzutage nämlich sind die schieren absehbaren Kosten der Maßnahme, weil ja gedeckelt vom Segen der öffentlichen Hände, kein Indiz mehr für eine Entscheidung dafür oder dagegen. Oder ist es etwa so, dass es gar keine Möglichkeit der Entscheidung mehr gibt, dass ein Kartenhaus zusammenbräche oder voreilige Versprechungen eingegangen wurden, die zurückzunehmen keinen ökonomischen Sinn mehr macht? Ist eigentlich die ganze Umbaumaßnahme in diesem Stil mit jenen erst polierten und dann angerauhten Platten not-wendig?

vorgetragen auf der Fraktionssitzung der GAH am 20.10.2008