Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang...

Das war der Kanon, von dem ich erst dachte, als es mir so richtig gut ging eines morgens, wir sollten singen.

Jetzt geht es anders.

Jetzt habe ich bei der Krankengymnastik im Bewegungsbad formuliert, dass ich, wenn ich noch mal zu wählen hätte, lieber Architekt geworden wäre. Andererseits weiß ich genau, dass ich das letzte Mal, als ich diese Vorstellung für mich formulierte, ich an jemanden, den ich kennen gelernt hatte, dachte und ich nicht so zufrieden war.

Jedenfalls habe ich bei diesem Wassergymnastik Gespräch auch gesagt, dass ich eine Veränderung bei mir spüre, von der ich hoffe, dass sie mit den einhergehenden Schmerzen auch wieder verschwinden werde: Ich habe Vorgänge analysiert und richte mich nach der optimalen Abfolge. Weil, anders geht es nicht. Ich rede vom Anziehen und Ausziehen, von der Abfolge des sich Setzens und der  Reihenfolge der Strümpfe. Der Reihefolge, wie ich eine Birne zu mir nehme, nachdem ich beschlossen habe, dies zu tun. Dass ich dann erst meine Krücken sortieren werde, mich in bestimmter Muskel-Anspannungsabfolge aufstellen, erst das Messer holen und hinlegen- was nicht ohne neuerliche Beeinträchtigung der Standfestigkeit geht, weil etwas Zusätzliches in der Hand zu halten und Abzulegen erfordert eine andere Griff-Abfolge der rechten Krücke, in der ich das Messer mit zwei Fingern zusätzlich zum Griff halte, dann wieder das Gewicht verlagere, um mit einer Krücke während des Stillstandes hinreichend stabil zu stehen um dann schließlich die rechte Krücke loszulassen, das Messer dabei aber nicht Fallenlassen und schließlich das Messer auf den Tisch zu legen. Genauso ist dann die neuerliche Abfolge des Transportes der Birne.

Diese dann in mundgerechte Stücke zu schneiden geht auch anders als gewohnt.

Was ich hier beschreibe ist nichts weiter als ein Veränderungsprozess hin zu einer Existenz die in einem neurotischen Pedanten endet. Und so wollte ich gewiss nicht enden. Zumal ich mir ja schon öfter die Angewohnheit, Brettchen und Messer beim Frühstück „auszurichten“ habe vorwerfen lassen müssen. Damals wars aber ein ästhetisches Phänomen der optischen Ordnung. Jetzt ist es eine Art Refa-Vorhaben, eine optimale Ablaufstrategie für Alltag.

Die Überhöhung, will sagen den Transport in eine meta-Ebene,  habe ich dann noch vollzogen, als ich dieses Verhalten mit dem Älter  Werden, der Persönlichkeitsveränderung alter Menschen in Beziehung setzte, um zu zeigen, dass ich sehr wohl um die nach innen gerichtete Spirale der Wahrnehmungsveränderung  beim Älter Werden verstanden habe, dass nämlich das Alter immer größere Bereiche entferntere Tatsachen und Beziehungen auszublenden vermag, bis schließlich die Basis-Körperfunktionen den größten Teil meiner Existenzwahrnehmung ausmachen werden. Das Ich wird zum Furz.