Vorfahren und andere

Irgendwann einmal, so waren wir uns einig, hätten Wilmi und er als Raubritter und streitbarer Bischof Fehden ausgetragen und seien sich im Waffenrock persönlich begegnet. Auch in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte man sich nicht einigen, wer denn damals gesiegt hätte.

Das war die Zeit der Rückbesinnung auf Herkunft.

 

Dann hatte er mal das Bedürfnis das Grab seines Vaters zu sehen. Seine jüngere Tochter fuhr hin und berichtete, dass der Name falsch geschrieben sei. Er muss auch mal hin demnächst und das klären.

Vor zwei drei Jahren hat seine Großtante gewünscht, dass er die Pflege des großväterlichen Grabes übernehmen solle. Das tat er dann per Dauerauftrag und wird mindestens zweimal im Jahr daran erinnert, dass dieses Familiengrab, wo noch  Platz drin frei ist, eigentlich ganz schön liegt, auf dem Bergfriedhof von Auerbach. Ganz in der Nähe hatte er mal mitbekommen, wie sein Opa falsch rum eine Einbahnstraße runterfuhr und den Gegenverkehr derbe beschimpfte. Dieser Großvater war nach dem Krieg für kurze Zeit Landrat des Kreises gewesen und daher rührte vielleicht seine Überheblichkeit der Bevölkerung gegenüber, seine Fahrigkeit, besonders bei eigenen Fehlern auf die er zwangsläufig aufmerksam gemacht wurde, nicht nur nicht einzugestehen sondern die Schuld andern dafür zuzuschieben.

So auch der Streit mit einem Bauern in Kleinzimmern, wo er dreist sein Auto anhielt, einen kleinen Spaten rausholte und Zuckerrüben erntete. Er hatte sich nicht abbringen lassen auf dieser Fahrt, dass er im übergeordneten moralischen Recht sei, schließlich habe der Acker seinen Vorfahren gehört und die paar Rüben würden dem jetzigen Besitzer nicht fehlen.

Er fuhr einen Lloyd, und hatte öfters Schwierigkeiten den Gang reinzubugsieren; ob das an seinem „Tatterich“ lag,  vielleicht. Viele Jahre später hat er dann freiwillig den Führerschein abgegeben und das Auto als erstes Auto seinem älteren Enkel gegeben. Der hat es eine Weile gefahren aber vergessen, Öl nachzukippen: da verlor er den Motor im Bergischen Land, wenige hundert Meter vor seinem Ziel.  Ein Lloyd Alexander TS.

Autos aus Presspappe waren damals eben nicht nur in der DDR modern, sondern auch im Westen, das war die Zeit der Drei-Liter-Autos, Messerschmitt Kabinenroller, oder die Knutschkugel von BMW, eine Isetta mit Fronteinstieg. Sein damaliger Freund Roland hatte sich so eine gekauft in der Mundorgel Zeit und während des Studiums der Theologie in Bonn: also baute man mehrmals die Kreuzgelenke vorne aus und wieder ein.

Ricky, der gelernte KfZ Mechaniker, war die Werkstatt. Damals hatten sie auch mal seinen ersten VW, Baujahr 53 auseinandergenommen und wieder zusammengebaut. Aus jener Zeit rühren seine ersten Erfahrungen im Umgang mit Autos. Den VW hatte er sich gekauft von dem vielen Geld, was er durch Privatunterricht als Primaner und während des Studiums verdiente. Er erinnert sich noch an einen jungen Amerikaner oder Canandier, der sollte Deutsch und Mathe lernen. Erst gegen Ende der vereinbarten Zeit stellte er fest, das dieser Jüngling in seinem Alter soviel Geld besaß, dass er locker das Zehnfache hätte fordern können- und jener hätte nichts davon gemerkt. Seine Familie hatte viele Schuhfabriken, kam aus der Tscheschei und versorgte das komplette westliche Militär mit Schuhwerk, das hatten die wohl länger schon so praktiziert und hatten wohl Verträge sowohl mit dem Westen als auch mit den Armeen des Warschauer Paktes.

Na ja sagte er sich, besser als Waffenfabriken. Später dann, wenn er in allen Großstädten der Welt dann den Namen der Familie auf so manchem Schuhgeschäft las, hat er sich geärgert.

Also sein VW, moosgrün und schon ohne Brezelfenster. Nur der erste Gang war noch nicht „synchronisiert“. Das war schwierig, aber man entwickelte eine durchaus nützliche Fertigkeit, die Drehzahl des Motors zu erwischen, die ein leichteres Hoch-und Runterschalten ermöglichte.