Hase und Igel

Hase und Igel? "Selbstverständlich", darüber braucht man ja nicht zu reden. Was eigentlich trägt soviel Anweisung in sich, dass es "sich von selbst" versteht. Es versteht "sich"- merkwürdig, ohne mein Zutun, ohne meinen Willen zu verstehen. Es -sich selber. Um verstanden zu werden braucht es mich nicht. Verständlich setzt mich als Verstehenden voraus. Wenn ich denn will. Meinen Verstand zumindest- denn darauf zielt die Mitteilung, um die es wohl geht. Der Inhalt der Botschaft ist ja noch nicht klar. Darum mag es später gehen. Man sagt, etwas, die Botschaft -"es" -sei selbstverständlich: Also bedarf es nicht ihrer Übermittlung, denn sie versteht sich ja von selbst. Ich bin jetzt irritiert. Eine nicht zu übermittelnde Botschaft ist keine. Es geht offenbar nur um die Bestätigung, dass etwas, ohne übermittelt zu werden, bereits verstanden ist, den Verstand angesprochen hat, sich von selbst versteht: das setzt dann aber einen universellen Verstand voraus, der alles, was er verstanden hat,  sich nicht selber und andern schon eh nicht, immer wieder neu zu übermitteln braucht, weil er es unwiderruflich in seinem Verstand schon hat, selbst hat. Man wird es nie mehr neu kodifizieren müssen, weil es als Botschaft nicht übermittelt zu werden braucht. Es ist schon da. Wie der Igel. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Setzt es nicht die Teilhabe meines Verstandes am universellen, sich selbst verstehenden Verstand voraus, wenn "es" nicht mehr übermittelt werden muss? Wie denn, ist mein Verstand nun auf einmal nicht mehr mein eigener, von mir zu kontrollieren? Würde ich nun sagen, was Dir selbstverständlich ist, ist mir nicht selbstverständlich, dann ist schon bewiesen, dass sich mein Verstand und Dein Verstand in diesem Punkte zumindest unterscheiden und schon deshalb ein universeller Verstand nicht mehr möglich ist: universellen Verstand in Bezug auf "das Selbstverständliche" gibt es nicht. Es scheint, wie wir gerade gesehen haben, immer wieder die Notwendigkeit zu geben, sich über scheinbar Selbstverständliches zu einigen. Meine Vermutung ist, dass als Begriff "selbstverständlich" schon eine Lüge ist: Eine Art Abkürzung, um lange Diskussionen zu vermeiden. Und darum geht es offensichtlich. So eine Art "Ruhe im Kopf ist die erste Bürgerpflicht", aber was sag ich denn da: das ist doch selbstverständlich!