Hasenkeule

So müsste eine Hasenkeule sein, so drall, weich unterm Fell, verschieblich, eingelegt in Sauermilch- noch ist es nicht soweit: der Kater hatte sich einfach auf seinen Platz gelegt und es sich dort auf dem angewärmten Sofa unverschämt bequem gemacht. Schneller als geahnt, wusste er Bescheid, es war nicht sein Platz. Ein Platz, den man sich als seinen auserkoren hat, ist was Wichtiges, fast Heiliges: dort gehört man hin wenn man träumt, wenn man tagträumt, bei geschlossenen Augen und regelmäßigem Atem döst, sich hingibt. Da fährt man auf große Reisen, liegt in fremden Betten und ist stolz auf sich und seine Fähigkeiten. Da wird sich gebettet und so liegt man. Auf der richtigen Seite und wird nicht vom lästigen Raucherhusten gerüttelt und träumt oder schläft gleich ein. Da werden Reden gehalten, Hochzeitsreden und Trostreden, da gibt's Glücksspiele und Bonbons. Da sucht man nach Berührung und findet überrascht die wollüstige Festigkeit und Wärme, da ist man wie man sein möchte. Dem Hasenkater droht dort keine Sauermilch.
Oder doch? Dieses Stellvertreterdasein meist, diese unbändige Lust, seine Rückenflanke an Beinen zu reiben, zu streicheln, zu schnurren, nackte Beine am Liebsten, unbeirrt hat er seine Augen geschlossen und träumt sich in andere Wohnungen hinein, ungestört streicht er dort um Beine, fordert Kraulen, legt sich hin und wartet auf Reaktion, Mäuse, so weiß er, können lange warten. Es dauert mitunter viele viele Minuten, bis die Maus, wenn sie mal den Kater erspürt hat, sich wieder bewegt. Sie weiß wann sie sicher ist, sie kommt ihm aus, wenn sie Geduld hat. Die dummen Mäuse haben keine Geduld, bewegen sich zu früh und, falls sie auch noch Angst bekommen, sind ob ihres Geruches, Mäuse-Angst-Geruch, geeignet, mehr und mehr gejagt zu werden, bis sie schließlich mit einem Biss zur uninteressanten Beute werden: sie haben ihre Geschichte gehabt. Also Geduld.