N 18

Nach so vielen Jahren bin ich mir über Einzelheiten nicht mehr so sicher - kann es doch auch N11 gewesen sein; jedenfalls hatte ich damals erst hinterher richtig Angst. Ich hatte keinen Gabelstaplerführerschein und war trotzdem in der Nachtschicht fröhlich mit diesem Ding gefahren um die vollen Säcke wegzuschaffen. Damals war die Werksfeuerwehr, als der Kollege anrief, binnen Minuten vor Ort gewesen,  hatte den Schaden begutachtet und sich dann erst erleichtert an mich gewandt. Das Kollegiale in der Nachtschicht war hier meine Rettung , es war Nachtschicht und irgend jemand hatte mir noch nicht einmal die Hebel des Gabelstaplers genau gezeigt. Ich war wohl auch müde und die Gabel fuhr, ohne dass ich es merkte, hoch und immer höher und höher, - wartete ich eigentlich darauf, dass sie endlich runterkäme- dann hatte es schon gekracht und ein Kollege schrie fürchterlich ich solle schnell da weggehen. Ich raus und er ans Telefon. Die Feuerwehr stellte fest, dass ich die Verkleidung einer Leitung zerstört hatte, zum Glück hätte ich vor Schreck den Hebel losgelassen, denn der Druck des Gabelstaplers hätte locker auch die Leitung selbst zerquetschen können. Und nur ein Tropfen ja, ein winziger Tropfen hätte dann für mich verheerende Folgen gehabt: Er wäre mit annähernd unverminderter Fallgeschwindigkeit zum Beispiel auf meine Hose getropft, hätte kurz, weniger als eine Sekunde gebraucht um sich durch meine Hose, durch das Fleisch, die Knochen, die Muskeln, das Fleisch wieder die Hose und dann den Sitz und dann geradeaus durch das Metall des Gabelstaplers sich durchgefressen. Phenol. Daran musste ich denken , als heute früh ein Tropfen, nur ein winziger Tränentropfen von Dir auf meine Hose fiel, sich durchfraß und mir noch immer im Herz sitzt.